WählerInneninitiative "Bisschen mehr links bitte!"
Bremer Bürgerschaftswahlen 2003
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Im Inneren des Schlamassels
Die 24-Stunden-Schicht
- eine Nachlese von Silke Veth
Die Idee ist pfiffig: Alle reden von Flexibilisierung
– wir üben schon jetzt! Während die arbeitsmarktpolitische
Große Koalition von SPD und CDU noch zaghaft an den letzten
Resten des Arbeitsrechts herumsägt, geben wir uns schon mal
den vollen Einsatz: Die 24-Stunden-Schicht. Durchhaltevermögen
war daher Grundvoraussetzung für die Bremer Veranstaltung der
WählerInneninitiative
„Bisschen mehr links bitte!“ gemeinsam mit der Rosa-Luxemburg-Initiative
am 03. und 04. Mai.
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Brothers Keepers backstage: u.a. Adé
und Don Abi von Bantu ... |
Das Themenspektrum reichte von den Akteuren der neuen
Kriege und einer damit verbundenen neuen Weltordnung über Bildungspolitik
im Schatten von Pisa, Alternative Eigentumspolitik und Regionalwirtschaft,
feministische Theorie und Praxis, Rot-Rot in Berlin, Perspektiven
und Zukunft der PDS in Bremen bis hin zu strategischen Diskussionsrunden,
wie linke Diskussionszusammenhänge neu organisiert werden können
oder das Verhältnis von politischer Strömung, Partei und
demokratischem Sozialismus zukünftig bestimmt werden sollte.
Unterbrochen, ergänzt und manchmal auch beinahe verunmöglicht
wurden die vielen kleinen Diskussionsrunden durch Filme und Videos,
Lesungen, den Einsatz von DJs und der bekannten HipHop-Band Bantu
(Brothers
Keepers).
Großen Raum nahm das Thema Krieg ein. In seinem
provokativen Auftaktvideovortrag „Masters of War“ appellierte
H.J. Krysmanski (Uni Münster) daran, sich auf linke Kräfte
in den USA zu beziehen statt in Antiamerikanismus zu verfallen.
Für Lothar Peter (Uni Bremen) hat der Irak-Krieg mit zwei seiner
Meinung nach illusionären Ideen der letzten Jahre gründlich
aufgeräumt: mit dem Konzept des „global governance“
und den Empire-Analysen von Antonio Negri und Michael Hardt. Für
Friederike Habermann, ehemalige Stipendiatin der Rosa-Luxemburg-Stiftung
(rls) und Mitorganisatorin des diesjährigen, vom 06. bis 09.
Juni, ebenfalls in Bremen stattfindenden BUKO
„logik macht krieg“ war die Frage entscheidend,
wo die Kommandozentralen des permanenten Krieges liegen: nämlich
nicht nur dort, wo im Moment geschossen und gestorben wird. Wie
sehr haben wir uns schon an Kriege und die ihnen eigenen Polaritäten
gewöhnt? Wo sind sie Teil unseres Alltags und Seins?
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... und ein begeistertes Publikum! |
Kontrovers ging es ebenfalls in der Diskussionsrunde
„Das Leben als Poltergeist. Feministische Perspektiven“
am Punkt der Praxisfähigkeit und vermuteten politischen Beliebigkeit
neuerer feministischer, sog. postmoderner Theorien her. Zum Bedauern
der meisten Teilnehmenden musste diese Arbeitsgruppe aufgrund heftiger
Ermüdung schließlich um ein Uhr nachts abgebrochen werden.
Die Diskussion wurde jedoch bei Kaltgetränken und Musik weitergeführt.
Fazit: Ein anspruchsvolles Konzept, das eigentlich
ein größeres Publikum verdient hätte und Hoffnung
macht, dass alternative Vorstellungen politischer Bildung auch umsetzbar
sind.
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Silke Veth ist Referentin für Geschlechterverhältnisse
bei der rls |
Uche Nduka, Autor u.a. von den "Bremen
Poems" |
Gebt Uche ein Papier!
Aus aktuellem Anlass: die Unterstützungsaktion
für ein dauerndes Aufenthaltsrecht für den Schriftsteller
Uche Nduka (– er las bei der 24-Stunden-Schicht aus seinem
neuen Buch "Flower Child").
Ein
Fisch namens Uche - Aufruf und Protestbrief
[auf der Website der Gesellschaft zur Förderung der Literatur
aus Afrika, Asien und Lateinamerika]
Rede
von MdB Petra Pau in Bremen vom 20.05.2003 mit Bezug auf die
Unterstützungsaktion für Uche Nduka
Bericht über Uche Nduka in der taz Bremen vom
22.02.2003:
"Es
war uns eine Ehre" [auf der Website von Petra Pau]
Die 24-Stunden-Schicht:
[ Zur Ankündigung ]
[ Zur Programmübersicht
]
Fotos:
Norbert
Schepers
Eine Aktion der WählerInneninitiative
"Bisschen mehr links bitte!"
Kontakt: C. Spehr, Bernhardstr. 12, 28203 Bremen,
wahlini@bisschen-mehr-links.de
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